Hab Dank, du lieber Wind
Ich bin in den Garten gegangen
und mag nicht mehr hinaus.
Die goldigen Äpfel prangen
mit ihren roten Wangen
und laden ein zum Schmaus.
Wie ist es anzufangen?
Sie hängen mir zu hoch und zu fern.
Ich sehe sie hangen und prangen
und kann sie nicht erlangen
und hätte doch einen gern!
Da kommt der Wind aus dem Westen
und schüttelt den Baum geschwind
und weht herab von den Ästen
den allerschönsten und besten -
hab Dank, du lieber Wind!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, 1798 – 1874
Trübes Wetter
Es ist ein stiller Regentag,
So weich, so ernst und doch so klar,
Wo durch den Dämmer brechen mag
Die Sonne weiß und sonderbar.
Ein wunderliches Zwielicht spielt
Beschaulich über Berg und Tal;
Natur, halb warm und halb verkühlt,
Sie lächelt noch und weint zumal.
Die Hoffnung, das Verlorensein
Sind gleicher Stärke in mir wach;
Die Lebenslust, die Todespein,
Sie ziehn auf meinem Herzen Schach.
Ich aber, mein bewußtes Ich,
Beschau´ das Spiel in stiller Ruh,
Und meine Seele rüstet sich
Zum Kampfe mit dem Schicksal zu.
Gottfried Keller, 1819 – 1890
Wasser ist der Ursprung von allem.
Thales von Milet, um 625 – 545 v. Chr.
Nur der erste Schritt macht Schwierigkeiten.
Marie Anne, Marquise du Deffand, 1697 – 1780
Warum uns das Plötzliche oft überrascht? …
Weil uns das Allmähliche entging.
Otto Weiß, 1849 – 1915
Weg an sich ist nichts,
Ziel an sich ist nichts.
Eins steht erst da durch das andere.
Paul Richard Luck, 1880 – 1940
Ich bin ein Teil von allen, denen ich begegnet bin.
Alfred Lord Tennyson, 1809 – 1892
Der geschenkte saure Apfel gilt für süß.
Aus Lettland
Unser Glück ist nicht fern von uns,
sondern in uns selbst und in unserem Willen.
Julius Waldemar Grosse, 1828 – 1902
Wer um Schatten auf seinen Wegen zu scheu herumgeht,
geht nicht weit.
Wilhelm Raabe, 1831 – 1900